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Freitag, 17. März 2023

Ein Bericht für eine Akademie

 

Franz Kafka

Ein Bericht für eine Akademie.

Hohe Herren von der Akademie!

Sie erweisen mir die Ehre, mich aufzufordern, der Akademie einen Bericht über mein äffisches Vorleben einzureichen.

In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich vom Affentum, eine Zeit, kurz vielleicht am Kalender gemessen, unendlich lang aber durchzugaloppieren, so wie ich es getan habe, streckenweise begleitet von vortrefflichen Menschen, Ratschlägen, Beifall und Orchestralmusik, aber im Grunde allein, denn alle Begleitung hielt sich, um im Bilde zu bleiben, weit vor der Barriere. Diese Leistung wäre unmöglich gewesen, wenn ich eigensinnig hätte an meinem Ursprung, an den Erinnerungen der Jugend festhalten wollen. Gerade Verzicht auf jeden Eigensinn war das oberste Gebot, das ich mir auferlegt hatte; ich, freier Affe, fügte mich diesem Joch. Dadurch verschlossen sich mir aber ihrerseits die Erinnerungen immer mehr. War mir zuerst die Rückkehr, wenn die Menschen gewollt hätten, freigestellt durch das ganze Tor, das der Himmel über der Erde bildet, wurde es gleichzeitig mit meiner vorwärts gepeitschten Entwicklung immer niedriger und enger; wohler und eingeschlossener fühlte ich mich in der Menschenwelt; der Sturm, der mir aus meiner Vergangenheit nachblies, sänftigte sich; heute ist es nur ein Luftzug, der mir die Fersen kühlt; und das Loch in der Ferne, durch das er kommt und durch das ich einstmals kam, ist so klein geworden, daß ich, wenn überhaupt die Kräfte und der Wille hinreichen würden, um bis dorthin zurückzulaufen, das Fell vom Leib mir schinden müßte, um durchzukommen. Offen gesprochen, so gerne ich auch Bilder wähle für diese Dinge, offen gesprochen: Ihr Affentum, meine Herren, soferne Sie etwas Derartiges hinter sich haben, kann Ihnen nicht ferner sein als mir das meine. An der Ferse aber kitzelt es jeden, der hier auf Erden geht: den kleinen Schimpansen wie den großen Achilles.

Montag, 13. März 2023

Fand er sie nicht attraktiv genug?

 


Lena und Tim waren seit drei Jahren zusammen und lebten eine glückliche Beziehung. Eines Tages, als Lena allein zu Hause war und den Computer von Tim benutzte, stieß sie auf etwas, das ihr das Herz in die Hose rutschen ließ. In seinem Browserverlauf fand sie unzählige Links zu Pornoseiten. Sie war schockiert und fühlte sich betrogen. War ihr Sexualleben nicht ausreichend? Fand er sie nicht attraktiv genug? 

Fragen über Fragen schossen ihr durch den Kopf, als sie auf die Seiten klickte und auf explizite Bilder und Videos stieß. Sie konnte nicht glauben, dass Tim so etwas ansah. Lena war hin- und hergerissen zwischen Wut und Traurigkeit. Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie fühlte sich verletzt und gedemütigt. Was sollte sie tun? Sollte sie ihn konfrontieren oder einfach so tun, als ob nichts passiert wäre? 

Ein paar Tage vergingen und Lena konnte nicht aufhören, über die Links nachzudenken. Sie konnte nicht verstehen, warum Tim sich das antun würde. Sie entschied sich schließlich, ihn zu konfrontieren. Sie sah es als ihre Pflicht an, ihre Bedenken anzusprechen und zu erfahren, was vor sich ging. Als Tim von der Arbeit nach Hause kam, saß Lena bereits auf der Couch und wartete auf ihn. Sie war nervös und ängstlich, aber sie wusste, dass sie es ansprechen musste. 

Tim war überrascht, sie so aufgeregt zu sehen. Er hatte keine Ahnung, was los war. Lena holte tief Luft und begann zu sprechen. Sie erzählte ihm von den Links, die sie gefunden hatte, und fragte ihn, warum er sich so etwas anschaute. 

Tim war verblüfft. Er hatte keine Ahnung, dass sie das entdeckt hatte. Er erklärte, dass er sich manchmal langweilte und dass es ihm half, Stress abzubauen. Er versicherte ihr, dass er sie immer noch attraktiv und begehrenswert fand. 

Lena war erleichtert, dass es keine große Sache war. Sie verstand jetzt, warum er es tat, auch wenn sie es nicht billigte. Sie konnte nicht leugnen, dass es eine Belastung für ihre Beziehung darstellte, aber sie beschloss, ihm zu vertrauen und ihm eine zweite Chance zu geben. 

Tim versprach, sich zu bessern und Lena zu zeigen, wie sehr er sie liebte und schätzte. Sie arbeiteten hart daran, ihre Beziehung zu verbessern und stärker zu machen. Sie unternahmen mehr Aktivitäten zusammen, um sich zu amüsieren und sich zu entspannen. Tim war wachsam und versuchte, sich von den Pornoseiten fernzuhalten. 

 Einige Monate später hatte sich ihre Beziehung verbessert und sie waren glücklicher denn je. Lena hatte gelernt, ihm zu vertrauen und zu vergeben, und Tim hatte gelernt, wie wichtig es war, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu berücksichtigen. Sie hatten ihre Beziehung gerettet und gestärkt, indem sie sich gemeinsam den Herausforderungen stellten, die das Leben ihnen in den Weg warf.

 

Samstag, 11. März 2023

Ein Traum

 

Frank Kafka

Ein Traum.

Josef K. träumte:

Es war ein schöner Tag und K. wollte spazieren gehen. Kaum aber hatte er zwei Schritte gemacht, war er schon auf dem Friedhof. Es waren dort sehr künstliche, unpraktisch gewundene Wege, aber er glitt über einen solchen Weg wie auf einem reißenden Wasser in unerschütterlich schwebender Haltung. Schon von der Ferne faßte er einen frisch aufgeworfenen Grabhügel ins Auge, bei dem er Halt machen wollte. Dieser Grabhügel übte fast eine Verlockung auf ihn aus und er glaubte, gar nicht eilig genug hinkommen zu können. Manchmal aber sah er den Grabhügel kaum, er wurde ihm verdeckt durch Fahnen, deren Tücher sich wanden und mit großer Kraft aneinanderschlugen; man sah die Fahnenträger nicht, aber es war, als herrsche dort viel Jubel.

Während er den Blick noch in die Ferne gerichtet hatte, sah er plötzlich den gleichen Grabhügel neben sich am Weg, ja fast schon hinter sich. Er sprang eilig ins Gras. Da der Weg unter seinem abspringenden Fuß weiter raste, schwankte er und fiel gerade vor dem Grabhügel ins Knie. Zwei Männer standen hinter dem Grab und hielten zwischen sich einen Grabstein in der Luft; kaum war K. erschienen, stießen sie den Stein in die Erde und er stand wie festgemauert. Sofort trat aus einem Gebüsch ein dritter Mann hervor, den K. gleich als einen Künstler erkannte. Er war nur mit Hosen und einem schlecht zugeknöpften Hemd bekleidet; auf dem Kopf hatte er eine Samtkappe; in der Hand hielt er einen gewöhnlichen Bleistift, mit dem er schon beim Näherkommen Figuren in der Luft beschrieb.

Freitag, 3. März 2023

Ein Brudermord

 

Franz Kafka

Ein Brudermord.

Es ist erwiesen, daß der Mord auf folgende Weise erfolgte:

Schmar, der Mörder, stellte sich gegen neun Uhr abends in der mondklaren Nacht an jener Straßenecke auf, wo Wese, das Opfer, aus der Gasse, in welcher sein Bureau lag, in jene Gasse einbiegen mußte, in der er wohnte.

Kalte, jeden durchschauernde Nachtluft. Aber Schmar hatte nur ein dünnes blaues Kleid angezogen; das Röckchen war überdies aufgeknöpft. Er fühlte keine Kälte; auch war er immerfort in Bewegung. Seine Mordwaffe, halb Bajonett, halb Küchenmesser, hielt er ganz bloßgelegt immer fest im Griff. Betrachtete das Messer gegen das Mondlicht; die Schneide blitzte auf; nicht genug für Schmar; er hieb mit ihr gegen die Backsteine des Pflasters, daß es Funken gab; bereute es vielleicht; und um den Schaden gut zu machen, strich er mit ihr violinbogenartig über seine Stiefelsohle, während er, auf einem Bein stehend, vorgebeugt, gleichzeitig dem Klang des Messers an seinem Stiefel, gleichzeitig in die schicksalsvolle Seitengasse lauschte.

Warum duldete das alles der Private Pallas, der in der Nähe aus seinem Fenster im zweiten Stockwerk alles beobachtete? Ergründe die Menschennatur! Mit hochgeschlagenem Kragen, den Schlafrock um den weiten Leib gegürtet, kopfschüttelnd, blickte er hinab.

Und fünf Häuser weiter, ihm schräg gegenüber, sah Frau Wese, den Fuchspelz über ihrem Nachthemd,nach ihrem Manne aus, der heute ungewöhnlich lange zögerte.

Montag, 27. Februar 2023

Eine Liebe, die wächst

 


Es war ein sonniger Tag im Frühling, als Alex und seine Freundin Lisa gemeinsam durch die Straßen der Stadt schlenderten. Lisa trug an diesem Tag ein weites, luftiges Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte. Alex hatte sie schon öfter in solchen Kleidern gesehen, aber an diesem Tag konnte er nicht anders, als sich zu fragen, ob sie schwanger war.

In den letzten Monaten hatte er bemerkt, dass Lisa oft müde wirkte und sich öfter ausruhen musste als früher. Er hatte sich zwar nie getraut, sie direkt darauf anzusprechen, aber die Gedanken an eine Schwangerschaft hatten ihn dennoch nicht losgelassen.

Alex beschloss, seine Vermutung zur Sprache zu bringen und fragte vorsichtig: "Lisa, ich wollte dich schon länger etwas fragen. Trägst du diese weiten Kleider nur, weil du den Stil magst, oder bist du schwanger?"

Lisa zögerte einen Moment und antwortete dann: "Ja, ich bin schwanger. Ich wollte es dir eigentlich heute Abend bei einem romantischen Abendessen erzählen."

Alex war überwältigt von der Neuigkeit. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Lisa schwanger sein könnte, aber als er es jetzt hörte, war es dennoch ein Schock. Er umarmte Lisa und sagte: "Ich freue mich so sehr! Ich werde der beste Vater sein, den unser Kind sich nur wünschen kann."

Die nächsten Monate waren eine Achterbahn der Gefühle für das Paar. Sie planten gemeinsam die Zukunft und bereiteten sich auf die Ankunft ihres Kindes vor. Alex half Lisa bei allem, was sie brauchte, und war immer für sie da.

Als der große Tag endlich gekommen war, begleitete Alex Lisa ins Krankenhaus. Stundenlang warteten sie gemeinsam, bis sie endlich den Schrei ihres neugeborenen Kindes hörten. Als die Krankenschwester ihnen das Baby in die Arme legte, waren sie beide überglücklich.

In den nächsten Jahren wuchsen Alex und Lisa als Eltern zusammen und erlebten die Höhen und Tiefen des Elternseins. Aber sie wussten, dass sie es gemeinsam schaffen würden.

Und jedes Mal, wenn Alex Lisa in einem weiten Kleid sah, erinnerte er sich an den Tag, als er erfuhr, dass sie schwanger war, und das Glück, das ihnen ihr Kind gebracht hatte.

 

 

Freitag, 24. Februar 2023

Elf Söhne

 

Franz Kafka

Elf Söhne.

Ich habe elf Söhne.

Der Erste ist äußerlich sehr unansehnlich, aber ernsthaft und klug; trotzdem schätze ich ihn, wiewohl ich ihn als Kind wie alle andern liebe, nicht sehr hoch ein. Sein Denken scheint mir zu einfach. Er sieht nicht rechts noch links und nicht in die Weite; in seinem kleinen Gedankenkreis läuft er immerfort rundum oder dreht sich vielmehr.

Der Zweite ist schön, schlank, wohlgebaut; es entzückt, ihn in Fechterstellung zu sehen. Auch er ist klug, aber überdies welterfahren; er hat viel gesehen, und deshalb scheint selbst die heimische Natur vertrauter mit ihm zu sprechen, als mit den Daheimgebliebenen. Doch ist gewiß dieser Vorzug nicht nur und nicht einmal wesentlich dem Reisen zu verdanken, er gehört vielmehr zu dem Unnachahmlichen dieses Kindes, das zum Beispiel von jedem anerkannt wird, der etwa seinen vielfach sich überschlagenden und doch geradezu wild beherrschten Kunstsprung ins Wasser ihm nachmachen will. Bis zum Ende des Sprungbrettes reicht der Mut und die Lust, dort aber statt zu springen, setzt sich plötzlich der Nachahmer und hebt entschuldigend die Arme. – Und trotz dem allen (ich sollte doch eigentlich glückselig sein über ein solches Kind) ist mein Verhältnis zu ihm nicht ungetrübt. Sein linkes Auge ist ein wenig kleiner als das rechte und zwinkert viel; ein kleiner Fehler nur, gewiß, der sein Gesicht sogar noch verwegener macht als es sonst gewesen wäre, und niemand wird gegenüber der unnahbaren Abgeschlossenheit seines Wesens dieses kleinere zwinkernde Auge tadelnd bemerken. Ich, der Vater, tue es. Es ist natürlich nicht dieser körperliche Fehler, der mir weh tut, sondern eine ihm irgendwie entsprechende kleine Unregelmäßigkeit seines Geistes, irgendein in seinem Blut irrendes Gift, irgendeine Unfähigkeit, die mir allein sichtbare Anlage seines Lebens rund zu vollenden. Gerade dies macht ihn allerdings andererseits wieder zu meinem wahren Sohn, denn dieser sein Fehler ist gleichzeitig der Fehler unserer ganzen Familie und an diesem Sohn nur überdeutlich.

Samstag, 18. Februar 2023

Ein Besuch im Bergwerk.

 

Franz Kafka

Ein Besuch im Bergwerk.

Heute waren die obersten Ingenieure bei uns unten. Es ist irgendein Auftrag der Direktion ergangen, neue Stollen zu legen, und da kamen die Ingenieure, um die allerersten Ausmessungen vorzunehmen. Wie jung diese Leute sind und dabei schon so verschiedenartig! Sie haben sich alle frei entwickelt, und ungebunden zeigt sich ihr klar bestimmtes Wesen schon in jungen Jahren.

Einer, schwarzhaarig, lebhaft, läßt seine Augen überallhin laufen.

Ein Zweiter mit einem Notizblock, macht im Gehen Aufzeichnungen, sieht umher, vergleicht, notiert.

Ein Dritter, die Hände in den Rocktaschen, so daß sich alles an ihm spannt, geht aufrecht; wahrt die Würde; nur im fortwährenden Beißen seiner Lippen zeigt sich die ungeduldige, nicht zu unterdrückende Jugend.

Ein Vierter gibt dem Dritten Erklärungen, die dieser nicht verlangt; kleiner als er, wie ein Versucher neben ihm herlaufend, scheint er, den Zeigefinger immer in der Luft, eine Litanei über alles, was hier zu sehen ist, ihm vorzutragen.

Ein Fünfter, vielleicht der oberste im Rang, duldet keine Begleitung; ist bald vorn, bald hinten; die Gesellschaft richtet ihren Schritt nach ihm; er ist bleich und schwach; die Verantwortung hat seine Augen ausgehöhlt; oft drückt er im Nachdenken die Hand an die Stirn.

Der Sechste und Siebente gehen ein wenig gebückt, Kopf nah an Kopf, Arm in Arm, in vertrautem Gespräch; wäre hier nicht offenbar unser Kohlenbergwerk und unser Arbeitsplatz im tiefsten Stollen, könnte man glauben, diese knochigen, bartlosen, knollennasigen Herren seien junge Geistliche. Der eine lacht meistens mit katzenartigem Schnurren in sich hinein; der andere, gleichfalls lächelnd, führt das Wort und gibt mit der freien Hand irgendeinen Takt dazu. Wie sicher müssen diese zwei Herren ihrer Stellung sein, ja welche Verdienste müssen sie sich trotz ihrer Jugend um unser Bergwerk schon erworben haben, daß sie hier, bei einer so wichtigen Begehung, unter den Augen ihres Chefs, nur mit eigenen oder wenigstens mit solchen Angelegenheiten, die nicht mit der augenblicklichen Aufgabe zusammenhängen, so unbeirrbar sich beschäftigen dürfen. Oder sollte es möglich sein, daß sie, trotz alles Lachens und aller Unaufmerksamkeit, das, was nötig ist, sehr wohl bemerken? Man wagt über solche Herren kaum ein bestimmtes Urteil abzugeben.

Freitag, 10. Februar 2023

Schakale und Araber.

 

Franz Kafka

Schakale und Araber.

Wir lagerten in der Oase. Die Gefährten schliefen. Ein Araber, hoch und weiß, kam an mir vorüber; er hatte die Kamele versorgt und ging zum Schlafplatz.

Ich warf mich rücklings ins Gras; ich wollte schlafen; ich konnte nicht; das Klagegeheul eines Schakals in der Ferne; ich saß wieder aufrecht. Und was so weit gewesen war, war plötzlich nah. Ein Gewimmel von Schakalen um mich her; in mattem Gold erglänzende, verlöschende Augen; schlanke Leiber, wie unter einer Peitsche gesetzmäßig und flink bewegt.

Einer kam von rückwärts, drängte sich, unter meinem Arm durch, eng an mich, als brauche er meine Wärme, trat dann vor mich und sprach, fast Aug in Aug mit mir:

»Ich bin der älteste Schakal, weit und breit. Ich bin glücklich, dich noch hier begrüßen zu können. Ich hatte schon die Hoffnung fast aufgegeben, denn wir warten unendlich lange auf dich; meine Mutter hat gewartet und ihre Mutter und weiter alle ihre Mütter bis hinauf zur Mutter aller Schakale. Glaube es!«

»Das wundert mich,« sagte ich und vergaß, den Holzstoß anzuzünden, der bereit lag, um mit seinem Rauch die Schakale abzuhalten, »das wundert mich sehr zu hören. Nur zufällig komme ich aus dem hohen Norden und bin auf einer kurzen Reise begriffen. Was wollt Ihr denn, Schakale?«

Und wie ermutigt durch diesen vielleicht allzu freundlichen Zuspruch zogen sie ihren Kreis enger um mich; alle atmeten kurz und fauchend.

Freitag, 3. Februar 2023

Ein altes Blatt

 

Franz Kafka

Ein altes Blatt.

Es ist, als wäre viel vernachlässigt worden in der Verteidigung unseres Vaterlandes. Wir haben uns bisher nicht darum gekümmert und sind unserer Arbeit nachgegangen; die Ereignisse der letzten Zeit machen uns aber Sorgen.

Ich habe eine Schusterwerkstatt auf dem Platz vor dem kaiserlichen Palast. Kaum öffne ich in der Morgendämmerung meinen Laden, sehe ich schon die Eingänge aller hier einlaufenden Gassen von Bewaffneten besetzt. Es sind aber nicht unsere Soldaten, sondern offenbar Nomaden aus dem Norden. Auf eine mir unbegreifliche Weise sind sie bis in die Hauptstadt gedrungen, die doch sehr weit von der Grenze entfernt ist. Jedenfalls sind sie also da; es scheint, daß jeden Morgen mehr werden.

Ihrer Natur entsprechend lagern sie unter freiem Himmel, denn Wohnhäuser verabscheuen sie. Sie beschäftigen sich mit dem Schärfen der Schwerter, dem Zuspitzen der Pfeile, mit Übungen zu Pferde. Aus diesem stillen, immer ängstlich rein gehaltenen Platz haben sie einen wahren Stall gemacht. Wir versuchen zwar manchmal aus unseren Geschäften hervorzulaufen und wenigstens den ärgsten Unrat wegzuschaffen, aber es geschieht immer seltener, denn die Anstrengung ist nutzlos und bringt uns überdies in die Gefahr, unter die wilden Pferde zu kommen oder von den Peitschen verletzt zu werden.

Sprechen kann man mit den Nomaden nicht. Unsere Sprache kennen sie nicht, ja sie haben kaum eine eigene. Unter einander verständigen sie sich ähnlich wie Dohlen. Immer wieder hört man diesen Schrei der Dohlen. Unsere Lebensweise, unsere Einrichtungen sind ihnen ebenso unbegreiflich wie gleichgültig. Infolgedessen zeigen sie sich auch gegen jede Zeichensprache ablehnend. Du magst dir die Kiefer verrenken und die Hände aus den Gelenken winden, sie haben dich doch nicht verstanden und werden dich nie verstehen. Oft machen sie Grimassen; dann dreht sich das Weiß ihrer Augen und Schaum schwillt aus ihrem Munde, doch wollen sie damit weder etwas sagen noch auch erschrecken; sie tun es, weil es so ihre Art ist. Was sie brauchen, nehmen sie. Man kann nicht sagen, daß sie Gewalt anwenden. Vor ihrem Zugriff tritt man beiseite und überläßt ihnen alles.

Freitag, 27. Januar 2023

Ein Landarzt

 

Ein Landarzt

von Franz Kafka

Ich war in großer Verlegenheit: eine dringende Reise stand mir bevor; ein Schwerkranker wartete auf mich in einem zehn Meilen entfernten Dorfe; starkes Schneegestöber füllte den weiten Raum zwischen mir und ihm; einen Wagen hatte ich, leicht, großräderig, ganz wie er für unsere Landstraßen taugt; in den Pelz gepackt, die Instrumententasche in der Hand, stand ich reisefertig schon auf dem Hofe; aber das Pferd fehlte, das Pferd. Mein eigenes Pferd war in der letzten Nacht, infolge der Überanstrengung in diesem eisigen Winter, verendet; mein Dienstmädchen lief jetzt im Dorf umher, um ein Pferd geliehen zu bekommen; aber es war aussichtslos, ich wußte es, und immer mehr vom Schnee überhäuft, immer unbeweglicher werdend, stand ich zwecklos da. Am Tor erschien das Mädchen, allein, schwenkte die Laterne; natürlich, wer leiht jetzt sein Pferd her zu solcher Fahrt? Ich durchmaß noch einmal den Hof; ich fand keine Möglichkeit; zerstreut, gequält stieß ich mit dem Fuß an die brüchige Tür des schon seit Jahren unbenützten Schweinestalles. Sie öffnete sich und klappte in den Angeln auf und zu. Wärme und Geruch wie von Pferden kam hervor. Eine trübe Stallaterne schwankte drin an einem Seil. Ein Mann, zusammengekauert in dem niedrigen Verschlag, zeigte sein offenes blauäugiges Gesicht. »Soll ich anspannen?« fragte er, auf allen Vieren hervorkriechend. Ich wußte nichts zu sagen und beugte mich nur, um zu sehen, was es noch in dem Stalle gab. Das Dienstmädchen stand neben mir. »Man weiß nicht, was für Dinge man im eigenen Hause vorrätig hat,« sagte es, und wir beide lachten. »Hollah, Bruder, hollah, Schwester!« rief der Pferdeknecht, und zwei Pferde, mächtige flankenstarke Tiere schoben sich hintereinander, die Beine eng am Leib, die wohlgeformten Köpfe wie Kamele senkend, nur durch die Kraft der Wendungen ihres Rumpfes aus dem Türloch, das sie restlos ausfüllten. Aber gleich standen sie aufrecht, hochbeinig, mit dicht ausdampfendem Körper. »Hilf ihm,« sagte ich, und das willige Mädchen eilte, dem Knecht das Geschirr des Wagens zu reichen. Doch kaum war es bei ihm, umfaßt es der Knecht und schlägt sein Gesicht an ihres. Es schreit auf und flüchtet sich zu mir; rot eingedrückt sind zwei Zahnreihen in des Mädchens Wange. »Du Vieh,« schreie ich wütend, »willst du die Peitsche?«, besinne mich aber gleich, daß es ein Fremder ist; daß ich nicht weiß, woher er kommt, und daß er mir freiwillig aushilft, wo alle andern versagen. Als wisse er von meinen Gedanken, nimmt er meine Drohung nicht übel, sondern wendet sich nur einmal, immer mit den Pferden beschäftigt, nach mir um. »Steigt ein,« sagt er dann, und tatsächlich: alles ist bereit. Mit so schönem Gespann, das merke ich, bin ich noch nie gefahren und ich steige fröhlich ein. »Kutschieren werde aber ich, du kennst nicht den Weg,« sage ich. »Gewiß,« sagt er, »ich fahre gar nicht mit, ich bleibe bei Rosa.« »Nein,« schreit Rosa und läuft im richtigen Vorgefühl der Unabwendbarkeit ihres Schicksals ins Haus; ich höre die Türkette klirren, die sie vorlegt; ich höre das Schloß einspringen; ich sehe, wie sie überdies im Flur und weiterjagend durch die Zimmer alle Lichter verlöscht, um sich unauffindbar zu machen. »Du fährst mit,« sage ich zu dem Knecht, »oder ich verzichte auf die Fahrt, so dringend sie auch ist. Es fällt mir nicht ein, dir für die Fahrt das Mädchen als Kaufpreis hinzugeben.« »Munter!« sagt er; klatscht in die Hände; der Wagen wird fortgerissen, wie Holz in die Strömung; noch höre ich, wie die Tür meines Hauses unter dem Ansturm des Knechtes birst und splittert, dann sind mir Augen und Ohren von einem zu allen Sinnen gleichmäßig dringenden Sausen erfüllt. 

Sonntag, 22. Januar 2023

EIN KEIMVERNICHTER


Rudyard Kipling

EIN KEIMVERNICHTER


    Die kleinen Zinngötter finden es sehr lustig, wie der Große Jupiter schlummert und den Kopf schüttelt. Aber die kleinen Zinngötter machen auch ihre kleinen Fehler, indem sie sich in dem Moment irren, in dem der Große Jupiter aufwacht.

Im Allgemeinen hat es nur Nachteile, sich in Staatsangelegenheiten in einem Land einzumischen, in dem die Leute hoch bezahlt werden, um sich für Sie darum zu kümmern.

Die folgende Geschichte ist eine Ausnahme, die sich rechtfertigen lässt.

Wie Sie wissen, schließen wir alle fünf Jahre einen Vertrag mit einem neuen Vizekönig ab und jeder Vizekönig führt mit dem Rest seines Gepäcks einen Privatsekretär ein, der der echte Vizekönig sein kann oder auch nicht, das hängt vom Schicksal ab.

Das Schicksal hat seine Augen auf das indische Reich gerichtet, weil es groß ist und sich nicht verteidigen kann.

Es gab einmal einen Vizekönig, der einen turbulenten Privatsekretär mitbrachte, einen harten Mann mit sanften Umgangsformen und einer krankhaften Leidenschaft für die Arbeit.

Der Name des Sekretärs war Wonder, John Vennil Wonder.

Der Vizekönig hatte keinen eigenen Namen - nur eine Aneinanderreihung von Grafschaften, gefolgt von zwei Dritteln der Anfangsbuchstaben des Alphabets.

Er sagte vertraulich, dass er nur die galvanoplastische Figur an der Spitze einer goldenen Verwaltung sei und beobachtete verträumt und amüsiert die Versuche von Wonder, Geschäfte in seine Hände zu bringen, die völlig außerhalb seines Einflussbereichs lagen.

-Wenn wir alle zusammen zu Cherubim geworden sind", sagte Seine Exzellenz eines Tages, "wird mein lieber, guter Freund Wonder eine Verschwörung anführen, um Gabriel eine Feder aus den Flügeln zu reißen oder dem heiligen Petrus seine Schlüssel zu stehlen. Dann werde ich über ihn berichten.

Doch obwohl der Vizekönig nichts unternahm, um Wonders Eifer zu bremsen, gab es andere, die sich ärgerlich äußerten.

Vielleicht begann es mit den Ratsmitgliedern, aber ganz Simla war sich einig, "dass es in diesem Regime zu viel Wonder und zu wenig Vizekönig gibt".

Wonder betonte immer "Seine Exzellenz", "Seine Exzellenz hatte dies getan... Seine Exzellenz hatte jenes gesagt... Die Meinung Seiner Exzellenz war, dass..." und so weiter.

Der Vizekönig lächelte, aber er mischte sich nicht ein.

Er sagte, solange seine Alten sich mit seinem lieben, guten Wonder zankten, könne man sie dazu bringen, den "ewigen Osten" in Frieden zu lassen.

-Kein kluger Mann hat ein System", sagte der Vizekönig. Ein System ist ein Beitrag, der von den Dummen durch das Unerwartete erhoben wird. Ich gehöre nicht zu den Ersten, und an das Letzte glaube ich nicht.

Ich weiß nicht genau, was das bedeutet, es sei denn, es handelt sich um eine Versicherungspolice. Vielleicht war es die Art und Weise, wie der Vizekönig sagte: "Bleiben Sie auf dem Boden liegen".

In dieser Jahreszeit kam einer dieser Männer mit einem gebrochenen Kopf, die nur eine Idee haben, nach Simla.

Es sind diese Leute, die die Dinge in Bewegung setzen, aber sie sind keine angenehmen Gesprächspartner.

Dieser Mann hieß Mellish und hatte 15 Jahre lang auf einem eigenen Anwesen in Bas-Bengalen die Cholera erforscht.

Er behauptete, dass die Cholera ein Keim sei, der sich spontan ausbreitet, wenn er durch eine schwüle und feuchte Atmosphäre fliegt und wie eine Wollflocke an den Ästen der Bäume hängen bleibt.

-Er sagte, dass dieser Keim mit dem "allmächtigen Mellish-Rauch", einem schweren, violetten bis schwarzen Pulver, das das Ergebnis von 15 Jahren Forschung sei, sterilisiert werden könne, ja, Sir.

Die Erfinder scheinen einer Kaste anzugehören.

Sie reden sehr laut, besonders über die Camarillas der Männer, die ein Monopol haben. Sie schlagen mit den Fäusten auf den Tisch und gehen mit Proben ihrer Erfindungen hausieren.

Mellish behauptete, dass es in Simla einen Trust von Ärzten mit dem Chefchirurgen an der Spitze gäbe, der allem Anschein nach mit allen Krankenhaushelfern des Reiches unter einer Decke steckte.

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie er dies nachwies, aber es klang wie "eine heimtückische Infiltration in den Bergen" und was Mellish brauchte, war die unparteiische Aussage des Vizekönigs, "der Vertreter unserer gnädigsten Majestät der Königin, Sir".

Daher reiste Mellish mit 80 Pfund seiner Räucherdroge in seinem Koffer nach Simla, um mit dem Vizekönig zu sprechen und ihm die Vorzüge seiner Erfindung zu demonstrieren.

Aber es war leichter, einen Vizekönig zu sehen, als ihn zu unterhalten, es sei denn, Sie hatten das Glück, eine so bedeutende Persönlichkeit wie Mellishe aus Madras zu sein.

Er war ein Mann mit sechstausend Rupien, so groß, dass seine Töchter "nie heirateten". Sie "schlossen Bündnisse".

Er selbst wurde nicht bezahlt, sondern erhielt ein Honorar und seine Reisen durch das Land wurden als "Exkursionen eines Beobachters" bezeichnet.

Seine Arbeit bestand darin, die Menschen in Madras mit einer langen Stange wach zu halten, so wie man Schleien in einem Teich hin und her bewegt, und die Menschen wurden gezwungen, ihre alten Gewohnheiten aufzugeben und mit gedämpfter Stimme zu sprechen:

-Das ist Aufklärung und Fortschritt! Ist das nicht großartig?

Sie stimmten für Statuen und Jasmingirlanden für Mellishe, in der Hoffnung, von ihm befreit zu werden.

Mellishe ging nach Simla, um "mit dem Vizekönig zu sprechen".

Dies war eines ihrer Hobbys.

Alles, was der Vizekönig über ihn wusste, war, dass Mellishe eine der Gottheiten mittlerer Ordnung war, die für das spirituelle Wohlergehen dieses Paradieses der Mittelklasse notwendig sind, und dass er aller Wahrscheinlichkeit nach "alle öffentlichen Einrichtungen in Madras vorgeschlagen, organisiert, gegründet und ausgestattet hat".

Dies beweist, dass Seine Exzellenz trotz seiner Neigung zum Träumen aus eigener Erfahrung wusste, wie die Menschen mit den 6000 Rupien ticken....

Der Name von Mellishe war E. Mellishe und der von Mellish war E. S. Mellish.

Beide wohnten im selben Hotel und das Schicksal, das das indische Reich regiert, entschied, dass Wonder einen Rechtschreibfehler machen würde, indem er das abschließende e weglassen würde, dass der Chaprassi seinen Teil dazu beitragen würde und dass das Ticket so gestaltet werden sollte:

    "Sehr geehrter Herr Mellish, könnten Sie Ihre anderen Einladungen verschieben und morgen um 2 Uhr mit uns lunchen? Seine Exzellenz wird dann eine Stunde Zeit für Sie haben.

In diesem Moment wurde Mellish ein Rauchpulver überreicht.

Er hätte vor Stolz und Freude fast geweint und zur vereinbarten Zeit trabte er in Peterhoffs Richtung und hatte in einer der Gesäßtaschen seines Gehrockes ein großes Paket mit Rauchpulver.

Er hatte die Gelegenheit und wollte sie voll ausnutzen.

Mellishe aus Madras war so pompös und feierlich über seine "Konferenz", dass Wonder ein Tiffin[17] unter vier Augen arrangierte, nicht mit einem Adjutanten, nicht mit Wonder, sondern mit dem Vizekönig, der in klagendem Ton seine Angst ausdrückte, allein in der Gegenwart eines demuselierten Autokraten, wie der große Mellishe aus Madras es war, zu sein.

[17] Ein Snack zwischen Mittag- und Abendessen.

Der Vizekönig wurde jedoch nicht von seinem Gastgeber belästigt.

Ganz im Gegenteil, er wurde unterhalten.

Mellish war nervös, weil er schnell zu seinem Rauchverfahren kommen wollte und plauderte während des Essens wahllos durcheinander und Seine Exzellenz lud ihn zum Rauchen ein.

Der Vizekönig war von Mellish begeistert, da er nicht über geschäftliche Angelegenheiten sprach.

Sobald die Zigarren angezündet waren, plauderte Mellish wie ein Mann, begann mit seiner Theorie über die Cholera, berichtete über seine fünfzehnjährige "wissenschaftliche Arbeit", die Machenschaften der "Simla Coterie" und die Überlegenheit seines Rauchpulvers, während der Vizekönig ihn mit halb geschlossenen Augen beobachtete und sich dachte:

-Offensichtlich liegt ein Identitätsfehler vor: dies ist nicht der angekündigte echte Tiger, sondern ein originelles Tier.

Mellish war so aufgeregt, dass sich seine Haare sträubten und er stotterte.

Dann griff er in die Gesäßtasche seines Gehrockes und bevor der Vizekönig etwas ahnen konnte, hatte er eine große Handvoll seines Pulvers in den großen silbernen Aschenbecher geworfen.

-Urteilen Sie selbst, Sir", sagte Mellish, "Ihre Exzellenz wird es selbst beurteilen. Absolut unfehlbar, meine Ehre!

Er tauchte das brennende Ende seiner Zigarre in das Pulver, das wie ein Vulkan zu rauchen begann und fettige, schmutzige, kupferfarbene Dampfwirbel ausstieß.

Innerhalb von fünf Sekunden war der Raum mit einem sehr scharfen, ekelerregenden Geruch gefüllt, einer fauligen Atmosphäre, die einem gewaltsam die Kehle zuschnürte und sie wie eine Falltür verschloss.

Das Pulver zischte, blubberte und sprühte blaue und grüne Funken. Der Rauch wurde immer dichter, so dass man nicht mehr sehen, atmen oder den Mund öffnen konnte.

Mellish war daran gewöhnt.

-Strontiannitrat", rief er, "Baryt, gebrannte Knochen und so weiter; tausend Kubikzoll Rauch pro Kubikzoll Pulver. Nicht ein Keim könnte widerstehen, nicht ein... Exzellenz!

Aber Seine Exzellenz war geflohen und hustete am Fuß der Treppe, während ganz Peterhoff wie ein Bienenstock summte.

Rote Lanzenreiter kamen, und der englisch sprechende Oberchaprassi kam, und es kamen auch Masseträger, und Damen rannten die Treppe hinunter und riefen: "Feuer!". Der Rauch drang durch das ganze Haus, sickerte durch die Fenster, stieg die Veranden hinauf und breitete sich in großen Wellen und Girlanden durch die Gärten aus.

Niemand durfte den Raum betreten, in dem Mellish seinen Vortrag über sein Rauchmittel fortsetzte, bis sein berüchtigtes Pulver aufgebraucht war.

Dann stürzte ein Adjutant, der das Victoria-Kreuz begehrte, durch die Rauchschwaden und schleppte Mellish in die Halle.

Der Vizekönig verlor vor lauter Lachen das Gleichgewicht. Er konnte nur schwach mit den Händen auf Mellishs Seite wedeln, der ihm ein neues Päckchen Pulver entgegen hielt.

-Großartig! Großartig!" schluchzte Seine Exzellenz. Nicht ein einziger Keim kann dem widerstehen, wie Sie richtig bemerkt haben. Ich kann es beschwören. Ein großartiges Ergebnis.

Er lachte, bis ihm die Tränen in die Augen stiegen und Wonder, der den echten Mellishe schimpfend von der Mail mitgenommen hatte, trat ein und war sehr schockiert über diese Szene.

Der Vizekönig war jedoch erfreut, da er erkannte, dass Wonder bald abreisen musste.

Der Mellish mit dem Rauchpulver war ebenfalls erfreut, da er sicher war, dass er die "Simla Medical Coterie" zerschlagen hatte.
....... .......... ...

Nur wenige Männer konnten eine Geschichte so gut erzählen wie Seine Exzellenz, wenn sie sich die Mühe machte, und seine Erzählung über "den Freund meines lieben, guten Wonder, den Mann mit dem Schießpulver" machte die Runde in Simla und die leichtfertigen Leute quälten Wonder mit ihren Bemerkungen.

Aber Seine Exzellenz erzählte es einmal zu viel, zu viel für Wonder.

Und es war Absicht.

Es ereignete sich während einer Landpartie in Seepee.

Wonder saß gerade hinter dem Vizekönig.

-Und ich war wirklich überzeugt", sagte Seine Exzellenz abschließend, "dass mein lieber und guter Wonder einen Mörder bezahlt hatte, um sich den Weg zum Thron zu bahnen.

Alle lachten, aber in der Stimme des Vizekönigs war eine leichte und geheimnisvolle Vibration, die Wonder verstand.

Er merkte, dass seine Gesundheit sich verschlechterte.

Der Vizekönig erlaubte ihm zu gehen und stellte ihm ein wunderbares Zertifikat aus, damit er bei den großen Persönlichkeiten in England eingesetzt werden konnte.

-All dies geschah durch meine Schuld", sagte Seine Exzellenz, "während mehrerer aufeinanderfolgender Saisons. Meine mangelnde Sorgfalt hatte einen so energischen Mann schockiert.

(Neuübersetzung: Alle Rechte vorbehalten)

Donnerstag, 19. Januar 2023

Der Skandal um Pfarrer Brown

 


Es war ein sonniger Tag im malerischen mexikanischen Ort San Miguel, als Pfarrer Brown, ein Mann von unbestreitbarem Gottesglauben und Integrität, in das Hotel de los Sueños einzog. Trotz seiner zurückhaltenden und bescheidenen Erscheinung wusste die Hotelleitung sofort, dass er ein Mann von hohem moralischem Ansehen war, und bereitete ihm das beste Zimmer vor.

Doch wie sich herausstellen sollte, war das Hotel de los Sueños kein gewöhnliches Hotel. Es war ein Ort, an dem man die Sünden der Vergangenheit vergessen und sich in unmoralischen Vergnügungen ergehen konnte. Der Priester war schnell geschockt von den sündhaften Verhaltensweisen, die er in dem Hotel sah, und beschloss, dagegen anzukämpfen.

Er begann, die Hotelgäste zu beobachten und ihre Aktivitäten zu protokollieren. Er bemerkte schnell, dass einige der Gäste in illegalen Aktivitäten wie Drogenhandel und Prostitution verwickelt waren. Er wusste, dass er handeln musste, um diese Ungerechtigkeiten zu beenden.

Sonntag, 15. Januar 2023

DIE DREI MUSKETIERE


Rudyard Kipling

DIE DREI MUSKETIERE


    Und als der Krieg begann, machten wir Jagd auf den kühnen Afghanen und schlugen den allmächtigen Ghazi in die Flucht, ja, meine Herren. Und wir marschierten in Kabul ein und nahmen den Balar'-Issar ein und lehrten sie, den englischen Soldaten zu respektieren.

    (Chanson de Chambrée)


Mulvaney, Ortheris und Learoyd sind einfache Soldaten in der zweiten Kompanie eines Linienregiments und meine persönlichen Freunde.

Ich glaube, aber ich bin mir nicht ganz sicher, dass sie zusammengenommen die schlechtesten Soldaten des Regiments sind, da sie ein wahres Genie darin sind, sich als Strippenzieher und Drahtzieher zu entpuppen.

Hier ist eine Geschichte, die sie mir neulich im Café von Umballa erzählten, als wir auf einen Zug warteten.

Ich bezahlte das Bier und wenn die Geschichte mich anderthalb Gallonen gekostet hat, war es immer noch ein gutes Geschäft.

Mittwoch, 11. Januar 2023

Es begann mit Feuerskraft

 


Die Oulhamrs waren ein stolzer Stamm, dessen Leben sich um das Feuer drehte. Sie waren in der Lage, die Glut aufrechtzuerhalten und die Flammen zu entfachen, aber das Feuer, das sie in drei Käfigen aufbewahrten, war unbezwingbar für sie. Tag und Nacht wurde es von vier Frauen und zwei Kriegern bewacht. Es war das Herz des Stammes, die Quelle des Lebens und die Grundlage für ihre Überlebensstrategie.

Eines Tages, während einer wilden Auseinandersetzung mit einem feindlichen Stamm, wurden die Käfige, in denen das Feuer brannte, zerstört. Es kam zu einer Katastrophe für die Oulhamrs. Ohne das Feuer waren sie dem Tod ausgeliefert, in der Kälte und Dunkelheit der Nacht. Der besiegte Clan floh hinter seinem Häuptling Faouhm in die Wildnis.

In seiner Verzweiflung versprach Faouhm dem Krieger, der ihnen das Feuer zurückbringen würde, seine Nichte Gammla als Frau und den Herrscherstab. Ein junger Krieger namens Kaida trat vor, bereit, die Herausforderung anzunehmen. Er wusste, dass es nicht leicht sein würde, das Feuer zurückzubringen, aber er war bereit, alles zu tun, um seinen Stamm zu retten.

Sonntag, 8. Januar 2023

DIE BEKEHRUNG DES AURELIAN MAC GOGGIN

 

Rudyard Kipling

DIE BEKEHRUNG DES AURELIAN MAC GOGGIN


    Reiten Sie mit einer leeren Gerte, reiten Sie mit zahnlosen Sporen: das mag sein. Aber eines Tages wird das Fohlen auf die eine oder andere Weise lernen müssen, wie ein scharfer Schlag aussieht, der einen niederstreckt, ein Gebiss, das zum Zerbrechen drückt und ein Sporenrost, der einen Stich verursacht.

    (Das Handicap der Elster)


Dies ist kein Märchen im eigentlichen Sinne; es ist ein Flugblatt und ich bin sehr stolz darauf, denn ein Flugblatt zu verfassen ist eine Meisterleistung.

Jeder hat das Recht, seine eigenen religiösen Ansichten zu haben, aber niemand, und schon gar nicht ein Kadett, hat das Recht, diese anderen aufzuzwingen.

Die Regierung schickt von Zeit zu Zeit fantastische Beamte, aber Mac Goggin war der komischste Beamte, der seit langem exportiert wurde.

Er war intelligent, mit einer brillanten Intelligenz, aber diese Intelligenz arbeitete schief.

Anstatt sich an die muttersprachlichen Bücher zu halten, hatte er die Bücher eines Grafen, eines Spencers und eines Professors Clifford gelesen (diese Bücher finden Sie in der Bibliothek). In diesen Büchern geht es um das Innere der Menschen aus der Sicht derjenigen, die keinen Magen haben.

Es war ihr nicht verboten, diese Bücher zu lesen, aber ihre Mutter hätte sie dafür mit einer Tracht Prügel bestrafen müssen. Sie gärten in seinem Kopf und er kam in Indien mit einer ausgedünnten Religion an, die außerhalb und über seiner Arbeit lag.

Es hatte nur wenig Ähnlichkeit mit einem Glaubensbekenntnis.

Es bewies lediglich, dass die Menschen keine Seele haben, dass es keinen Gott und kein anderes Leben gibt und dass Sie sich trotzdem anstrengen müssen, um der Menschheit zu dienen.

Einer der Nebenartikel seines Glaubensbekenntnisses schien zu sein, dass es eine größere Sünde gibt als die, einen Befehl zu geben, nämlich die, ihn zu befolgen. Dies war zumindest die Meinung von Mac Goggin, aber ich nehme an, dass er seine Elemente falsch gelesen hatte.

Ich sage kein Wort gegen dieses Glaubensbekenntnis.

Es wurde in London hergestellt, wo es nichts als Maschinen, Asphalt und Gebäude gibt und alles in Nebel getaucht ist. Es ist ganz natürlich, dass man glaubt, dass man niemanden über sich hat und dass das Baubüro in der Hauptstadt alles gemacht hat.

Aber in diesem Land, wo Sie die Menschheit sehen, roh, gegerbt, nackt, ohne dass etwas zwischen ihr und dem feurigen Himmel steht, ohne dass etwas unter ihren Füßen ist, außer der gealterten, überarbeiteten Erde, ist dies eine Idee, die sich schnell verflüchtigt und viele Menschen kehren zu einfacheren Theorien zurück.

In Indien ist das Leben nicht lang genug, um es damit zu vergeuden, zu beweisen, dass niemand besonders dafür verantwortlich ist, die Welt am Laufen zu halten.

Und hier ist der Grund dafür.

Sonntag, 1. Januar 2023

KONSEQUENZEN

 

Rudyard Kipling

KONSEQUENZEN


    Die Feinheiten der Rosenkreuzer haben ihren Ursprung im Osten. Diejenigen, die sie lehren, können Sie noch immer am Fuße des Jacatala-Hügels finden. Stöbern Sie in Bombast Paracelsus. Lesen Sie, was uns der Forscher Flood über den Dominanten lehrt, der sich durch die Zyklen der Sonne bewegt. Lesen Sie meine Geschichte und erleben Sie Luna auf ihrem Höhepunkt.

Es gibt Positionen, die für ein Jahr ernannt werden, Positionen, die für zwei Jahre ernannt werden, Positionen, die für fünf Jahre in Simla ernannt werden.

Es gibt auch, oder gab es früher gewöhnlich, feste Stellen, die Sie Ihr ganzes Leben lang behalten und die Ihnen frische Wangen und ein respektables Einkommen sichern.

In der kalten Jahreszeit war es Ihnen natürlich erlaubt, nach unten zu gehen, denn dann ist Simla sehr eintönig.

Tarrion kam Gott weiß woher, von weit her, aus einer verlassenen Region Zentralindiens, wo Pachmari als "santarumi" bezeichnet wird und wo man in einem Wagen mit trabenden Ochsen herumfährt.

Er gehörte einem Regiment an, aber sein Ziel war es, aus seinem Regiment zu fliehen und immer in Simla zu leben.

Er hatte keine besonderen Vorlieben, außer für ein gutes Pferd und eine schöne Frau.

Er glaubte, dass er alles, was er tat, gut machen konnte. Es ist ein schöner Glaube, wenn man seine ganze Seele dafür einsetzt.

Er verstand sich auf viele Dinge. Er hatte eine angenehme Erscheinung und konnte alle um ihn herum glücklich machen, sogar in Zentralindien.

Er kam also nach Simla und da er geschickt und lustig war, begann er natürlich, sich in die Richtung von Mistress Hauksbee zu bewegen, die alles außer Dummheit vergab.

Eines Tages tat er ihr einen großen Gefallen, indem er das Datum auf einer Einladungskarte zu einem großen Ball änderte, an dem Mistress Hauksbee teilnehmen wollte. Dies war ihr jedoch nicht möglich, da sie sich mit dem Adjutanten gestritten hatte. Der kleinliche Adjutant hatte sie vorsichtshalber zu einem kleinen Ball eingeladen, der am 6. stattfand, und nicht zu dem großen Ball, der für den 26. angesetzt war.

Es war eine geschickte Fälschung und als Mistress Hauksbee dem Adjutanten die Einladungskarte überreichte und ihn sanft über seine Großzügigkeit neckte, sich nicht zu rächen, glaubte er definitiv, dass er sich geirrt hatte.

Er verstand und tat gut daran, dass er sich nicht auf einen Kampf mit Mrs. Hauksbee einlassen sollte.

Sie war dankbar für Tarrion und fragte ihn, was sie für ihn tun könne.

Er antwortete mit Einfachheit.

-Ich bin ein Landsknecht auf Urlaub hier und halte Ausschau nach Beute, die in meine Reichweite kommt. Es gibt in ganz Simla keinen Quadratfuß Land, der mich interessiert. Mein Name ist allen, die über die Plätze verfügen, unbekannt und ich brauche eine Situation, die gut, seriös und schließlich pukka ist. Ich glaube, dass Sie in der Lage sind, alles zu erreichen, was Sie sich vorgenommen haben. Würden Sie mir helfen?

Mistress Hauksbee dachte eine Minute lang nach. Sie strich sich die Strähne ihrer Reitpeitsche über die Lippen, wie es ihre Gewohnheit war, wenn sie nachdachte.

Dann blitzten ihre Augen auf und sie sagte.

-Ich will es.

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