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Samstag, 28. Dezember 2024

Chateau Noir Kapitel 13: Die Abtei von Montferrat

 


Es war bereits später Nachmittag, als Major Forester den alten Gebirgspfad entlangging, der zur Abtei von Montferrat führte. Die Sonne hing tief über den Gipfeln der französischen Alpen, und die kühle Herbstluft umgab ihn wie ein Schleier, während er sich seinen Weg durch die steinigen, unebenen Pfade bahnte. Die Stille der Berge war allgegenwärtig, unterbrochen nur vom gelegentlichen Rauschen des Windes, der durch die dichten Kiefernwälder strich.

Forester war in den frühen Morgenstunden aufgebrochen, nachdem er aus einem kleinen, abgelegenen Dorf, das am Fuße der Berge lag, aufgebrochen war. Die Reise war beschwerlich gewesen, doch mit jedem Schritt, den er in die Nähe der alten Abtei kam, spürte er, wie die Spannung in ihm wuchs. Der Brief von Angèle, den er immer wieder durchgelesen hatte, lag tief in seiner Jackentasche. Er konnte sich nicht davon trennen – es fühlte sich an, als wäre es ihre Stimme, die ihn zu diesem verborgenen Ort führte.

Die Abtei war ein fast vergessenes Relikt aus einer anderen Zeit. Er hatte in London nach allem gesucht, was er über Montferrat finden konnte, aber die Informationen waren spärlich gewesen. Die Abtei war vor Jahrhunderten von Benediktinermönchen gegründet worden, bevor sie irgendwann im Mittelalter verlassen wurde. Gerüchte und Legenden rankten sich um den Ort – Berichte über seltsame Lichter in der Nacht, Stimmen, die aus den alten Mauern zu kommen schienen, und andere unerklärliche Ereignisse. Doch nichts davon konnte Forester abschrecken. Er war schon zu tief in diese Welt der Geheimnisse eingetaucht.

Als er schließlich den letzten Hügel erklomm, bot sich ihm ein eindrucksvoller, aber unheimlicher Anblick. Die Ruinen der Abtei von Montferrat erhoben sich vor ihm wie ein düsteres Monument aus einer vergangenen Ära. Die grauen Steine waren von Jahrhunderten der Witterung gezeichnet, und die Türme ragten wie gebrochene Finger in den Himmel. Teile des Daches waren eingestürzt, und Efeu und andere Pflanzen hatten begonnen, die Mauern zu überwuchern. Doch inmitten des Verfalls gab es eine seltsame, fast ehrfurchtgebietende Ruhe.

Forester blieb kurz stehen, um den Anblick auf sich wirken zu lassen. Die Abtei wirkte, als wäre sie aus der Zeit gefallen, als ob sie darauf gewartet hätte, dass jemand kam, um ihre Geheimnisse zu entdecken.

Er nahm den Brief aus seiner Tasche und überflog noch einmal Angèles Worte. Sie hatte erwähnt, dass die Abtei Antworten bereithielt – doch welche Art von Antworten würde er hier finden? Was hatte sie entdeckt, das sie hierhergeführt hatte?

Mit festem Schritt ging er auf die halb verfallenen Tore der Abtei zu. Sie standen offen, als ob sie darauf warteten, dass jemand eintrat. Der Innenhof war von Unkraut überwuchert, und der Boden war bedeckt mit zerbrochenen Steinen und Trümmern, die über die Jahrhunderte hier liegen geblieben waren. Doch es gab auch Spuren von menschlicher Anwesenheit – Fußabdrücke im weichen Erdreich, die darauf hindeuteten, dass er nicht der Erste war, der diesen Ort in den letzten Jahren besucht hatte.

Forester ließ seine Hand über die kalten, rauen Steine der Abteimauer gleiten. Er konnte das Alter des Ortes spüren, die Geschichte, die in den Mauern eingeschlossen war. Doch da war auch etwas anderes – etwas Unausgesprochenes, ein Gefühl, dass dieser Ort mehr war als nur eine verlassene Ruine.

Er trat durch den gewaltigen Torbogen und betrat das Innere der Abtei. Der Raum war dunkel und kühl, und das Licht des späten Nachmittags schien durch die zerschlagenen Fenster. Hier drin war es still, abgesehen vom gelegentlichen Tropfen von Wasser, das irgendwo von der Decke fiel. Vor ihm erstreckte sich der weite Hauptsaal, dessen einst prächtige Decke teilweise eingestürzt war. Alte, staubige Bänke und Altäre standen noch immer an ihrem Platz, doch der Zahn der Zeit hatte alles gezeichnet.

Forester zog den Brief erneut hervor, als er sich weiter in den Raum wagte. Angèle hatte von einem verborgenen Ort gesprochen, einem Raum, der nicht auf den ersten Blick erkennbar war. Er erinnerte sich an die Worte, die sie in den letzten Zeilen ihres Briefes geschrieben hatte:

„Suche den Stein, der nicht fest ist. Dort, wo das Licht nicht scheint, wird der Weg offenbart.“

Forester blickte sich um, seine Augen suchten nach Hinweisen in den Schatten. Der Raum war groß, aber nicht unüberschaubar. Er wusste, dass er auf etwas achten musste, das sich von der Umgebung unterschied – vielleicht eine lose Steinplatte, eine versteckte Tür oder eine Art geheimes Zeichen. Er ging langsam an den Wänden entlang, seine Finger fuhren über das kalte Mauerwerk.

Er hielt plötzlich inne, als seine Hand auf einen Stein traf, der sich anders anfühlte als die anderen. Er war leicht locker, als ob er nicht mehr richtig in das Mauerwerk passte. Forester beugte sich näher, untersuchte den Stein genauer und stellte fest, dass er sich tatsächlich bewegen ließ.

Mit ein wenig Kraftanstrengung gelang es ihm, den Stein zur Seite zu schieben. Dahinter lag ein dunkler, schmaler Gang, der in die Tiefe führte – eine Öffnung, die so schmal war, dass sie leicht zu übersehen gewesen wäre.

„Dort, wo das Licht nicht scheint“, murmelte Forester und wusste, dass er die richtige Spur gefunden hatte.

Er griff nach seiner Taschenlampe und trat in den Gang ein. Die Wände waren feucht und die Luft war abgestanden, als ob sie seit Jahrhunderten nicht mehr bewegt worden war. Der schmale Korridor führte tief in den Untergrund der Abtei, und je weiter er ging, desto stärker wurde das Gefühl der Beklemmung.

Nach einigen Minuten erreichte er eine große, unterirdische Kammer. Der Raum war weitläufig, fast kathedralenartig, und seine Wände waren mit seltsamen Symbolen bedeckt, die in den Stein geritzt waren. Am anderen Ende des Raumes stand ein massiver steinerner Altar, auf dem mehrere alte Pergamente und Bücher lagen.

Forester trat näher und hob eines der Pergamente vorsichtig auf. Die Worte darauf waren in einer altertümlichen Sprache geschrieben, die er nicht sofort verstehen konnte. Doch in der Mitte des Pergaments war ein Symbol gezeichnet, das ihm bekannt vorkam: ein Kreis, umgeben von seltsamen, verschlungenen Zeichen – das gleiche Symbol, das er in den Schriften des Château Noir gesehen hatte.

Es war eine Verbindung.

„Angèle…“, flüsterte er, während er die Zeilen durchging. Sie hatte diesen Ort gefunden. Sie hatte diese Antworten gesucht.

Doch was er nicht wusste, war, dass er nicht allein war.

Hinter ihm, im Schatten der alten Säulen, bewegte sich eine Gestalt leise durch die Dunkelheit. Forester spürte, wie sich der Raum veränderte, als ob eine unsichtbare Präsenz über ihn wachte – eine, die ihn nicht willkommen hieß.

Er drehte sich langsam um, die Pergamente noch immer in der Hand, seine Augen suchten die Dunkelheit ab.

„Wer ist da?“ fragte er mit ruhiger, fester Stimme.

Keine Antwort. Doch das Gefühl der Bedrohung wurde stärker, als ob der Raum selbst auf ihn reagierte.

Forester wusste, dass er etwas gefunden hatte – etwas, das die Schatten der Vergangenheit erneut zum Leben erweckte.

Fortsetzung folgt nächste Woche

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