Das Kind

Elisabeth Dauthendey Das Kind Das Kind saß auf einer Bank. Mitten im Sonnenblust des blühenden Schlossgartens. Es blickte versonnen vor sich hin. Die flimmernden Sonnenwellen, die schweren Düfte und leuchtenden Farben der üppigen Blumenbeete umher umhüllten seine zarte, noch unerwachte Seele mit seltsam fremden Bildern. Umspannten es mit flatternden Traumfäden, die sich irgendwo an sein Denken und Fühlen anhängen wollten. Aber da alles in ihm noch so ungeschlossen und allzu bereit wie frisch aufgebrochene Frühlingserde war, fanden sie nichts Haltendes darin. Und so blieben sie nur ein lindes Schwingen von Licht und Schatten und Düften. So gleichsam in einem doppelten Traumkreis verfangen, schwamm des Kindes Seele wie ein Rosenblatt auf den heißen Wellen des ringsum blühenden Lebens umher. Schlank und zart und lieblich war alles an ihm gebildet. Das seidenweiche Blondhaar lag schlicht um das feine Gesicht. Die großen, schimmernden Augen waren voll Lauschen und Suchen und E...