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Es werden Posts vom März, 2023 angezeigt.

PARTIALITÄT

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  Georges Eekhoud PARTIALITÄT Dem Gott des Geistes und der Disziplin steht der Gott der Natur gegenüber und der Trunkenheit, mit ihrer reinigenden Kraft, die ogiastische Kraft, dem großen Erzieher des Menschen, der großen Unruhe der Seelen, dem glühenden Nachahmer der Wesen. Edouard Schuré. Erinnerst du dich daran, liebe Seele, an jenen Sonntag in Kempen, vor drei Jahren..... Wir stiegen in Saint-Antoine aus der Dampfstraßenbahn,-Sinte-Teunis, wie sie es dort umgangssprachlich nennen, und umarmten fast den segensreichen Patron. Ja, wir hatten die Dampfstraßenbahn benutzt, die jetzt in beide Richtungen das widerspenstige Land östlich von Antwerpen bedient. Ich sehe noch vor mir, wie wir die Fahrbahn verließen, hinter einem Bauernhof nach rechts abbogen und dann durch die Heide einen sandigen Weg zu dem kleinen Ort Zoersel einschlugen, dessen Name allein uns schon fesselte, wie die Musik einer dumpfen Quelle. Als wir fröhlich, aber wortkarg weitergingen, ohne in den Schluchten stecke...

 DER GARTEN

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  DER GARTEN von Georges Eekhoud An Arnold Gaffin. Kommen Sie, Herr Jules..... Ein kleiner Rundgang durch den Garten.... Er ist jetzt in seinem Schönen..... Mädchen, mach Monsieur die Tür auf... denn er scheint den Weg nicht zu kennen.... Ach ja, den Garten! Er lag länglich und ziemlich groß hinter dem einstöckigen Haus. Ein grün gestrichenes Gitter trennte ihn vom Hof und hielt die Hühner davon ab, in den Garten zu gelangen. Über die Hecke hinweg ragten der Kirchturm des Dorfes und das höchste Kreuz auf dem Friedhof. In einer der hinteren Ecken befand sich eine Gloriette, die mit Winden, Kapuzinerkresse, Aristolochia und Wicken geflochten war. In diesem rustikalen, allzu regelmäßigen Gehege, das gleichzeitig Hof, Garten und Gemüsegarten war, war alles wie an der Schnur gezogen, sauber und symmetrisch bis zur Manie, mit wuchernden und auffälligen Pflanzen besät, die große, rötliche und wenig zarte Früchte trugen, mit immerwährenden Rosen, Dahlien, Sonnenblumen und Pfingstrosen bepf...

Die letzten Verteidiger des Mars: Eine Sci-Fi-Geschichte

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  Im Jahr 2050 hatten die Menschen die Technologie und die Fähigkeit entwickelt, den Mars zu erreichen und zu erforschen. Die NASA hatte mehrere unbemannte Sonden zum roten Planeten geschickt, um nach Spuren von Leben zu suchen und die Geologie des Planeten zu untersuchen. Doch während die NASA sich auf ihre Mission konzentrierte, gab es eine Gruppe von Marsbewohnern, die seit Jahrhunderten auf dem Planeten lebten und ihre uralte Kultur und Traditionen hüteten. Sie  lebten in unterirdischen Höhlen und Städten, die sie mit der Zeit erbaut hatten. Sie hatten ihre eigene Art zu leben, ihre eigenen Bräuche und ihre eigene Sprache. Sie glaubten, dass ihre Kultur und ihr Wissen nur für sie bestimmt waren und dass sie vor der Außenwelt geschützt werden mussten. Als die NASA-Sonden auf den Mars ankamen, bemerkten die Marsbewohner die Bedrohung für ihre Lebensweise und beschlossen, ihre Existenz geheim zu halten. Sie hatten ihre Höhlen so gebaut, dass sie von außen unsichtbar waren und...

Ein Bericht für eine Akademie

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  Franz Kafka Ein Bericht für eine Akademie. Hohe Herren von der Akademie! Sie erweisen mir die Ehre, mich aufzufordern, der Akademie einen Bericht über mein äffisches Vorleben einzureichen. In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich vom Affentum, eine Zeit, kurz vielleicht am Kalender gemessen, unendlich lang aber durchzugaloppieren, so wie ich es getan habe, streckenweise begleitet von vortrefflichen Menschen, Ratschlägen, Beifall und Orchestralmusik, aber im Grunde allein, denn alle Begleitung hielt sich, um im Bilde zu bleiben, weit vor der Barriere. Diese Leistung wäre unmöglich gewesen, wenn ich eigensinnig hätte an meinem Ursprung, an den Erinnerungen der Jugend festhalten wollen. Gerade Verzicht auf jeden Eigensinn war das oberste Gebot, das ich mir auferlegt hatte; ich, freier Affe, fügte mich diesem Joch. Dadurch verschlossen sich mir aber ihrerseits die Erinnerungen immer mehr. War mir zuerst die Rückkehr, wenn...

Fand er sie nicht attraktiv genug?

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  Lena und Tim waren seit drei Jahren zusammen und lebten eine glückliche Beziehung. Eines Tages, als Lena allein zu Hause war und den Computer von Tim benutzte, stieß sie auf etwas, das ihr das Herz in die Hose rutschen ließ. In seinem Browserverlauf fand sie unzählige Links zu Pornoseiten. Sie war schockiert und fühlte sich betrogen. War ihr Sexualleben nicht ausreichend? Fand er sie nicht attraktiv genug?  Fragen über Fragen schossen ihr durch den Kopf, als sie auf die Seiten klickte und auf explizite Bilder und Videos stieß. Sie konnte nicht glauben, dass Tim so etwas ansah. Lena war hin- und hergerissen zwischen Wut und Traurigkeit. Sie wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie fühlte sich verletzt und gedemütigt. Was sollte sie tun? Sollte sie ihn konfrontieren oder einfach so tun, als ob nichts passiert wäre?  Ein paar Tage vergingen und Lena konnte nicht aufhören, über die Links nachzudenken. Sie konnte nicht verstehen, warum Tim si...

Ein Traum

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  Frank Kafka Ein Traum. Josef K. träumte: Es war ein schöner Tag und K. wollte spazieren gehen. Kaum aber hatte er zwei Schritte gemacht, war er schon auf dem Friedhof. Es waren dort sehr künstliche, unpraktisch gewundene Wege, aber er glitt über einen solchen Weg wie auf einem reißenden Wasser in unerschütterlich schwebender Haltung. Schon von der Ferne faßte er einen frisch aufgeworfenen Grabhügel ins Auge, bei dem er Halt machen wollte. Dieser Grabhügel übte fast eine Verlockung auf ihn aus und er glaubte, gar nicht eilig genug hinkommen zu können. Manchmal aber sah er den Grabhügel kaum, er wurde ihm verdeckt durch Fahnen, deren Tücher sich wanden und mit großer Kraft aneinanderschlugen; man sah die Fahnenträger nicht, aber es war, als herrsche dort viel Jubel. Während er den Blick noch in die Ferne gerichtet hatte, sah er plötzlich den gleichen Grabhügel neben sich am Weg, ja fast schon hinter sich. Er sprang eilig ins Gras. Da der Weg unter seinem abspringenden Fuß wei...

Ein Brudermord

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  Franz Kafka Ein Brudermord. Es ist erwiesen, daß der Mord auf folgende Weise erfolgte: Schmar, der Mörder, stellte sich gegen neun Uhr abends in der mondklaren Nacht an jener Straßenecke auf, wo Wese, das Opfer, aus der Gasse, in welcher sein Bureau lag, in jene Gasse einbiegen mußte, in der er wohnte. Kalte, jeden durchschauernde Nachtluft. Aber Schmar hatte nur ein dünnes blaues Kleid angezogen; das Röckchen war überdies aufgeknöpft. Er fühlte keine Kälte; auch war er immerfort in Bewegung. Seine Mordwaffe, halb Bajonett, halb Küchenmesser, hielt er ganz bloßgelegt immer fest im Griff. Betrachtete das Messer gegen das Mondlicht; die Schneide blitzte auf; nicht genug für Schmar; er hieb mit ihr gegen die Backsteine des Pflasters, daß es Funken gab; bereute es vielleicht; und um den Schaden gut zu machen, strich er mit ihr violinbogenartig über seine Stiefelsohle, während er, auf einem Bein stehend, vorgebeugt, gleichzeitig dem Klang des Messers an seinem Stiefel, gleichzei...