Die Tauben von San Marco

Elisabeth Dauthendey Die Tauben von San Marco Venedig. Wer vergisst sie je, der sie einmal schaute. Diese einzig Geartete unter allen Städten der Erde. Der Klang ihres Namens ist wie ein bebender Glockenton aus weiten, dunklen Fernen. Dieser Klang geht mit uns durch die seltsam engen Gassen. Schaukelt auf den müden Wellen der blauschwarzen Wasserwege. Steht wie ein versteinertes Echo über den finsteren, drohenden Herrlichkeiten der einsamen Paläste Venedig – Die dich zum erstenmal schauen, gleiten wie Schlafwandelnde durch den Traum deiner farbenglühenden Stille. Ihre Seelen sind wie weit offene Schalen, bis zum Rande gefüllt von dem Rausche deiner flüsternden Geheimnisse, die zwischen deinen nachtschwarzen Wassern und der seidenweichen Bläue deiner Höhe hängen. So gleitet Elena durch die Tage und Nächte Venedigs. Kühl wie der junge Morgen, vom herben Dufte der ersten Reise umwebt, steht sie verwirrt wie ein scheuer Vogel an der Schwelle dieser berauschenden Offenbarun...